Geschichte

In der Ausstellung „Gold vor Schwarz“ kann man zurzeit diesen Schatz bewundern. Er ist genauso alt wie die Essener Stadtgeschichte selbst. Ausnahmsweise wird er nicht in der Schatzkammer neben der alten Münsterkirche gezeigt, sondern in den Ausstellungsräumen des Ruhrmuseums in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein.

Der Titel „Gold vor Schwarz“ soll daran erinnern, dass die Geschichte der Stadt Essen schon lange vor der Kohle (dem „schwarzen Gold“) begann: Um 850 n. Chr. gründete Bischof Altfried von Hildesheim das Frauenstift Essen und legte damit den Grundstein zum Münster und somit auch zum Stadtkern von Essen, so die gängige Meinung. Als BesucherIn der Ausstellung lernt man nun, dass genauere Analysen der eher kargen und fragmentarischen Überlieferung der frühen Gründerzeit gezeigt haben, dass die Gründung des Stiftes nicht nur diesem einen, schon zu seinen Lebzeiten berühmten Mann zugerechnet werden kann. Man muss, wie man aus den Aufzeichnungen aus dem 9. Jahrhundert ersehen kann, wohl eher von einer „Gründergruppe“ ausgehen, die neben Altfried auch zwei Frauen einschließt: die beiden ersten Äbtissinnen Gerswid I und Gerswid II. Die Ausstellungsstücke führen durch die auf Altfried und Gerswid zurückgehende Geschichte der Stadt und zeigen, dass ein Schatz nicht nur aus Gold sein muss.

Gold

Zum ersten Mal kann man in dieser Ausstellung den Domschatz in seiner kompletten Fülle mit über 220 Kunstwerken bewundern. Natürlich gibt es viel Gold, Silber, Opal und Bergkristall zu sehen, verarbeitet zu kunstvollsten Zier- und Schmuckgegenständen aus vielen Epochen. Um nur ein Beispiel zu nennen, kann man, sorgfältig hinter Glas verpackt, 16 Agraffen bewundern. Diese „Broschen“ gehören zu den wenigen überlieferten weltlichen Schmuckstücken des Mittelalters und zeigen auch heute noch die perfekte Goldschmiedearbeit ihrer Zeit. Spannend ist es zu erfahren, dass damals wie heute durch besonders prunkvollen Schmuck die gesellschaftliche Stellung und die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppierungen gezeigt werden sollte.

Papier

Ein weiterer bedeutender Teil des Essener Domschatzes besteht aus Papier. Es gibt Handschriften aus dem 9. Jahrhundert! Von kunstvoll verzierten Büchern bis hin zu Kaufverträgen und Briefen von Schülerinnen an ihre Lehrerin können die staunenden BesucherInnen in eine andere Welt abtauchen. Nur um dann von einem Bibliotheksstempel aus dem 20. Jahrhundert, der auf den 1000 Jahre alten Schatz gedrückt wurde, jäh aus den Betrachtungen gerissen zu werden. Aber auch ein so altes Buch muss natürlich ordentlich bestempelt werden, wenn es in den Bibliotheksbestand aufgenommen werden soll.

Kohle

Einen besonderen Reiz übt aber auch der Ausstellungsraum aus. Die Zeche Zollverein ist das wohl berühmteste Bauwerk der Industriekultur und stellt mit ihrer immensen Größe und ihrer Industrieästhetik einen sehr reizvollen Kontrast zu den fragilen Kunstwerken aus der Geschichte dar.

Die beiden Gegenpole Moderne und Vergangenheit zeigen wunderbar, in welch sehenswerter Gegend wir wohnen und studieren, und dass man nicht immer in die Ferne schweifen muss, um einen Nachmittag lang einen großen Kunstschatz genießen zu dürfen. Denn das Gute kann so nahe liegen…

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