80 solche Anträge gingen insgesamt bei der Jury ein, 21 AntragstellerInnen wurden dazu aufgefordert, eine Ausarbeitung ihrer Ideen zu liefern. Unter den Einsendungen fanden sich auch einige nicht ernst zu nehmende „Spaßvorschläge“ und Ideen, die vor allem durch finanzielle Unverhältnismäßigkeit auffielen. „Insgesamt bin ich aber überrascht über die Menge und die Qualität der Einsendungen“, erzählt Sina Wunderlich, studentisches Jurymitglied aus dem Fachschaftsrat Geschichte. In die engere Wahl schaffte es zum Beispiel ein Projekt unter der Leitung von Professor Thomas Feltes. „Praktisch lernen zwischen Uni und Knast“ heißt die Idee, mit deren Hilfe mehr Praxisorientierung in den juristischen Lehrplan gebracht werden soll. Aber auch Studierende anderer Fachbereiche sollen dazu aufgefordert sein, sich mit den Realitäten des Strafvollzugs auseinander zu setzen. Eine Gruppe aus Studierenden und Lehrenden an der Historischen Fakultät hat es sich zum Ziel gesetzt, eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung zum Thema „Eugenik“ auf die Beine zu stellen, an deren Ende eine Ausstellung stehen soll. Weniger Vorschläge kamen aus der I-Reihe. Eine interessante Ausnahme stellt der Wettbewerbsbeitrag „Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht“ dar, der aus den Reihen des Projektes MINT (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik) stammt. Seit 2002 organisiert MINT eine Sommerprojektwoche für Schülerinnen, um diese für technische Fächer zu begeistern. Nun soll in dem Modul „Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht“ die Unterrepräsentation von Frauen in der Naturwissenschaft unter Gender-Aspekten behandelt werden, um letztlich die LehrerInnenausbildung an der RUB entsprechend verbessern zu können.

Möglichst konstruktiv

Wirkt die Idee, Studierende in einem Wettbewerb über die Verwendung der ohnehin von ihnen geleisteten Gebühren entscheiden zu lassen, erst einmal ziemlich bizarr, so ist die studentische Mehrheit in der Jury grundsätzlich zufrieden mit dem Grad ihrer Mitbestimmung. „Wir haben uns Kriterien für die Anträge überlegt, die von den anderen Jurymitgliedern – eine Professorin, ein Rektoratsmitglied und ein Vertreter des Mittelbaus – gerne übernommen wurden“, berichtet Sina. Diese Kriterien beinhalten unter anderem, dass die Anträge bestehenden Beschlüssen aus den Fachschaftsräten nicht zuwiderlaufen dürfen, dass Studierende beteiligt sind, oder dass die Anträge interdisziplinär und innovativ sind. Auch Nachhaltigkeit und finanzielle Angemessenheit sind der Jury wichtig. Die Studierenden in der Jury befinden sich indes in einer durchaus schwierigen Situation – wird doch das gebührenpflichtige Studium weiterhin grundsätzlich abgelehnt. Dennoch soll die Arbeit am Projekt „lehrreich“ möglichst konstruktiv ausfallen. „Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Ausarbeitungen“, erzählt Sina – und ist damit sicherlich nicht allein.

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