Mit Tana verliert die Stadt eines ihrer letzten Originale. Legendär sind ihre Lieder, die in unverkennbarer Mundart den Ruhrpott-Dialekt wiedergaben. Besonders das Lied „Vatter, aufsteeh’n!“ mit dem sie Anfang der Siebziger Jahre ihren Durchbruch im Radio feierte, dürfte in diesen Tagen den ein oder anderen wehmütigen Groschenwurf in die Jukeboxen der letzten Bochumer Eck-Kneipen heraufbeschwören. Einen Groschenwurf weiter könnte Tanas zweiter großer Hit „Doch zum Glück gibts sowat alles nur in Dallas“ erklingen und nach Ürdinger und Pilsken würden sich die letzten Bochumer Stahlarbeiter zufrieden den Bierschaum vom Schnauzbart wischen und zum Bratwursthäuschen pilgern. – „Ach ja, die Tana.“
Das unerschöpfliche Verschenken des Herzens
Doch Tana wurde nicht nur in den Bochumer Eck-Kneipen verehrt; im Grunde genommen lag ihr die ganze Welt zu Füßen, wie es sinngemäß Peter Turrini über die Schauspielerin bemerkte: Dieses unerschöpfliche Verschenken des eigenen Herzens musste wirklich jede/n bewegen. Zuvor hatte Tana in einem Gastspiel am Wiener Burgtheater in Turrinis „Tod und Teufel“ eine alte und versoffene Frau gespielt. Für diese Rolle waren sich sämtliche Darstellerinnen in Wien zu schade gewesen. Tana übernahm sie gerne, und wurde für diese Rolle von „Theater heute“ 1990 zur Schauspielerin des Jahres gekürt. Â
Es gebe viele solcher Geschichten über Tana Schanzara zu erzählen, gemein sind ihnen die Pointen aus Herzenswärme und Bodenständigkeit, die immer wieder zu Überraschungserfolgen führten. Letztendlich waren die Erfolge garantiert, und spätestens mit ihrem Soloprogramm „Solo für Tana“ (1985) war die Duse zu einer Ikone des Bochumer Schauspielhauses geworden, die mit scheinbarer Leichtigkeit die Erinnerungen der Generationen beisammenhalten hielt und dabei eine solche Selbstverständlichkeit demonstrierte, dass der Zauber bereits wirkte, allein wenn man an sie dachte, oder sie auf Plakatwänden sah, auf denen sie warb: „Die Bonbons von der Bude. Die Makrelen vom Markt. Den Strom von den Stadtwerken“. – Typisch Tana. 1989 wurde ihr schließlich der Ehrenring der Stadt Bochum verliehen.
Neben zwei weiteren Soloprogrammen „Tana in New York“ (1990) und „Tana in Moskau“ (1996) folgten zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Unvergessen bleibt ihr Auftritt in Helge Schneiders „Jazzclub“. Doch auch in ihrem letzten Film „Ein Dichter in der Familie“, der Tana Schanzara – laut Drehbuchschreiber Werner Streletz – zu ihrem 80. Geburtstag von Bochum geschenkt wurde, verstand sie es, zu überzeugen.  Â
Am Ende ihres Lebens war Tana längst über die Grenzen des Ruhrgebietes hinausgewachsen. Deutschlandweit galt sie als profilierte Schauspielerin und Diseuse, die sogar in den USA gedreht hatte. Es folgten 1994 der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und 2008 letztlich das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik. Doch schwerer als aller Lametta wiegt die Freude darüber, dass man an ihrem zauberhaften Wesen hatte teilhaben dürfen. Â
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