Himmlische Wunder
„Was ist der Grund warum du so krampfhaft versuchst, Dich anzupassen? Was haben diese Leute, dass du so sein möchtest wie sie?“ fragte Roux schon in „Chocolat“, dem ersten Band über das Leben von Vianne Rocher. Im zweiten, jetzt endlich auch als Paperback erschienenen Band, ist diese Frage aktueller denn je. Vianne lebt mit ihren zwei Töchtern in Paris und hat ihre Magie aufgegeben. Noch nicht einmal ihre Pralinen macht sie noch selber. Sie hat ihr altes Leben hinter sich gelassen, um dazuzugehören, als Zozie sich in ihr Leben schleicht. Zozie verfolgt ein Ziel, doch welches?
Ein zauberhaftes, 384 Seiten starkes Buch über Magie und das Problem, man selbst sein zu wollen, erzählt aus der Perspektive von drei starken Frauen. Für alle, die den ersten Band gelesen haben: Ja, er taucht natürlich wieder auf! Und für alle, die den ersten Band nicht gelesen haben: Unbedingt mit Teil eins anfangen, aber den zweiten schon vorrätig haben, denn genau wie gute Schokolade machen Bücher von Joanne Harris süchtig.
Joanne Harris, Himmlische Wunder, Ullstein, 8,95 Euro.
Sturmkönige
Der ehemalige Bochumer Student Kai Meyer liefert mit „Die Sturmkönige“ eine Geschichte in drei Bänden. Der erste Band „Dschinnland“ stellt die beiden Brüder Tarik und Junis vor, die beide von ihrem Vater gelernt haben, wie man einen Teppich fliegt, und wie man Waren von Samarkant nach Bagdad durch das feindliche Dschinnland schmuggelt; denn in dieser Realität sind die Dschinne die übermächtigen, aus wilder Magie geborenen Gegner der Menschen. Sechs Jahre vor Beginn der Geschichte war es Maryam, wegen der das Verhältnis der beiden Brüder in die Brüche ging, nun ist es Sabatea. Doch wer ist Sabatea und was plant sie? Auf Antworten oder eine wirkliche Auflösung der Geschichte, die erst im letzten Drittel des Buches richtig Fahrt aufnimmt, muss der Leser bis März 2009 warten, denn dann erscheint mit „Wunschkrieg“ der zweite Band der „Sturmkönigtrilogie“.
Die Sturmkönige, Dschinnland, Kai Mayer, Gustav Lübbe Verlag, 18 Euro.
Seelen
Auf 862 Seiten entführt Stephenie Meyer ihre Leser auf eine von Außeriridischen besetzte Erde. Diese „Seelen“ benutzen die menschlichen Körper als Wirte, um die Erde friedlicher zu machen. Auch Melanies Körper soll übernommen werden, von einer Seele namens Wanderer, doch Melanie wehrt sich und schafft es, nicht von der Außerirdischen aus ihrem eigenen Kopf verdrängt zu werden. Notgedrungen teilen die beiden Frauen sich Melanies Körper, und beginnen ein gemeinsames Leben. Melanie ist überrascht zu erfahren, dass die Seelen wirklich glauben, den Menschen etwas Gutes getan zu haben, und Wanderer kann kaum glauben, dass die Menschen zu positiven Emotionen fähig sind, bis die beiden sich in unterschiedliche Männer verlieben.
Science-Fiction mit Herz und Verstand, der Außerirdische nicht nur als abscheuliche, waffenschwingende Monster zeigt, sondern versucht, den Konflikt zwischen richtig und falsch zu lösen. Stephenie Meyer scheint die Gattung „Frauen-Science-Fiction“ erfunden zu haben. Sehr lesenswert.
Seelen, Stephenie Meyer, Carlsen Verlag, 24, 90 Euro.
Das Kochgesetzbuch
Christian Rach hat Mathematik und Philosophie studiert und erkochte sich trotzdem, oder vielleicht deswegen, einen Michelin- Stern. Der Inhaber des Restaurants „Tafelhaus“ war bei einem deutschen Privatsender Kochcoach und Restauranttester und verrät jetzt auf 319 Seiten seine „Kochgesetze“. Mit eher ungewöhnlichen Bildern setzt er voraus, dass Kochen Spaß macht und Liebe durch den Magen geht. Er beginnt mit einfachen Brühen und endet mit „Hirschragout mit Serviettenkloß“, bevor er zum Nachtisch übergeht. Auch das Dessert beginnt einfach, mit Wackelpudding, und endet mit „Mousse au chocolat mit Passionsfrucht-Coulis“. Die Rezepte sind gut erklärt und weichen nicht so weit von der Norm ab, als dass man sie nicht mehr essen wollen würde, und sind doch gerade so individuell, als dass es lohnt, dieses Buch zu lesen.
Das Kochgesetzbuch, Christian Rach, Edel Edition, 29, 95 Euro.
Die Märchen von Beedle dem Barden
Mit nur 110 Seiten bringt Joanne K. Rowling ihr wohl dünnstes Buch auf den Markt. Harry Potter selbst spielt nicht mit, aber trotzdem gehört auch dieses Buch in die Welt des mittlerweile erwachsen gewordenen Zauberlehrlings, sein Freund Ron hat es sogar schon als Kind gelesen. Seine Freundin Hermine Granger hat das Zauberer-Pendant zu den grimmschen Märchen sowie die Anmerkungen des großen Albus Dumbledore übersetzt, und Rowling hat erklärende Fußnoten ergänzt. Selbst in Harrys Kampf gegen Voldemort spielten diese Märchen eine große Rolle, und nun kann auch die Muggle-Welt lesen, was kleinen Zauberern zum Einschlafen vorgelesen wird, zum Beispiel „Das Märchen von Babbitty Rabbitty und dem gackernden Baumstumpf“.
Eine nette Idee ein im Buch erwähntes Buch als Buch auf den Markt zu bringen, in dem die Hexen selbstredend nicht die Bösen sind. Die Einnahmen gehen an einen wohltätigen Zweck.
Die Märchen von Beedle dem Barden, Joanne K. Rowling, Carlsen, 12,90 Euro.
Deadly Dust
Deadly Dust ist nicht nur irgendeine Western-Neuerscheinung, es ist ein Buch mit 493 Seiten aus der Feder des großen Karl May höchst persönlich. In Band 88 der Gesammelten Werke werden erstmals die beiden eigenständigen Erzählungen „Deadly Dust“ aus dem Jahre 1880 und „Im wilden Westen Nordamerikas“ aus dem Jahre 1883 gemeinsam veröffentlicht. Beide Erzählungen sind mit ausführlichen Vorworten versehen, die viel Licht in die Mythen um die Entstehung von Winnetou und Old Shatterhand bringen. Diese Erzählungen markieren den Anfang der großen Legenden und zeigen, wie sorgfältig und über wie viele Jahre hinweg May die Charaktere hat entstehen lassen. Besonders spannend ist die Erzählung von Winnetous Tod in ihrer frühen Fassung, die von der Version in Winnetou III abweicht.
Ein Buch für alle, die als Kinder und Jugendliche mitgeritten sind, wenn Charly die Prärie durchquert hat, und auch für all diejenigen, die diese Phase nachholen wollen.
Deadly Dust, Karl May, Karl May Verlag, 17,90 Euro.
Die Rose von Damaskus
Auf 608 Seiten lässt Cornelia Kempf das alte Damaskus wieder auferstehen. Die Kreuzzüge sind in vollem Gange. Durch Nasrins Augen sehen die Leserinnen und Leser Richard Löwenherz als bösen Angreifer. Sie ist die Tochter eines Emirs und führt das behütete Leben eines reichen Mädchens, dessen größte Sorge es sein sollte, dass der für sie ausgesuchte Ehemann nicht ihren Vorstellungen entspricht. Doch dann lernt sie einen Christen kennen und macht den Fehler, ihm zuzuhören. Zum ersten Mal erzählt ihr jemand von der anderen Seite des Krieges und einem anderen Gott. Das sie sich in diesen exotischen Mann verliebt, passt nicht in ihre Welt. Ein Roman für alle, die Gefühle gerne zwischen zwei Buchdeckel stecken und glauben, dass Begriffe wie Ehre und Heldenmut besser zu Rittern passen als zu allen anderen.
Die Rose von Damaskus, Cornelia Kempf, Rowohlt Taschenbuchverlag, 8,95 Euro.
Ausgebrannt
„Auch mit dem letzten Tropfen Benzin kann man noch beschleunigen,“ mit diesem Satz wirft Andreas Eschbach seine Titelfigur Markus Westermann in eine Zeit, in der das Erdöl ausgehen wird. Das größte arabische Ölfeld ist kollabiert. Das Ende der Ölzeit ist angebrochen und die Menschheit ist darauf in etwa so gut vorbereitet, wie die Dinosaurier auf den Einschlag eines Kometen. Westermann sieht seine Chance gekommen, als er Block kennenlernt. Der Österreicher verspricht, eine Methode entwickelt zu haben, mit der man überall Öl finden könne. Mit Risikokapital eines Hedgefonds ausgestattet, macht man sich auf die Suche und scheitert. Spätestens ab diesem Punkt ist das Buch nicht mehr wegzulegen. Eschbach beschreibt eindrucksvoll, wie die Ölblase platzt, Westermann vom gefeierten Öl-Star zum Gejagten wird und sich am Ende vor der Welt versteckt. Eschbach überrascht und schockiert mit der absoluten Vorhersehbarkeit der Ereignisse. Das Schockierendste sind aber nicht die Verfolgungsjagden sondern vielmehr der Ort der Handlung: Erde! Eschbach spinnt in „Ausgebrannt“ keine klassische Science Fiction, sondern zeichnet eine apokalyptische Zukunftsvision, deren Grundlage aktuelle Theorien der Wissenschaft sind und bringt Anstoß zum Besinnen in die besinnliche Jahreszeit.
Ausgebrannt, Andreas Eschbach, Bastei-Lübbe, 9,95 Euro.
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