„Charleys Tante“ ist eine Farce in drei Akten von Brandon Thomas, die 1892 in England uraufgeführt wurde. Dieses Stück zählt weltweit zu den großen Klassikern der Comödie und wurde in über 100 Sprachen übersetzt.
Jack und Charley sind Studenten aus gutem Hause und beide unsterblich verliebt. Doch der Anstand ihrer Zeit gebietet es, dass sie die Damen ihres Herzens nicht ohne „Anstandsdame“ treffen. Da kommt der angekündigte Besuch von Charleys Tante gerade recht, denn sie könnte doch helfen, diese Regel des Anstands zu wahren. Nur dass diese Tante zu spät kommt und ein Kommilitone gebeten wird, in ihre Rolle zu schlüpfen, damit das heiß ersehnte Treffen nicht abgesagt werden muss. Das hätte vielleicht noch gutgehen können, hätten Charley und Jack nicht auch noch den Onkel der jungen Damen und Jacks Vater eingeladen und den beiden alleinstehenden Herren erzählt, wie wohlhabend Charleys verwitwete Tante ist…
Große Vorbilder
Der Plot ist den meisten aus Film und Fernsehen gut bekannt, aber das Theaterstück ist nicht mit den alten Filmen zu vergleichen – es ist näher an der Originalfassung, die unter anderem 1893 vier Jahre am Broadway erfolgreich aufgeführt wurde. „Die großen Filme, zum Beispiel mit Heinz Rühmann, haben das Thema in die Fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts verlegt, aber wir haben das Stück im 19. Jahrhundert belassen, da das Konstrukt der Anstandsdame ja auch später so gar nicht mehr existierte.“ Erklärt Regisseurin Heike Werntgen.
Trotzdem ist das Stück natürlich auch eine Herausforderung für das Ensemble, „schon allein wegen der großen Vorbilder, die alle im Kopf haben“, so Jochen Schroeder, Intendant der Comödie Bochum.
Sebastian Teichner, der für die Hauptrolle in „Charleys Tante“ zum ersten Mal in Frauenkleider schlüpft, gibt unumwunden zu, die großen Filmvorbilder nicht wirklich zu kennen („ich kopiere nicht gerne“) und bei den Proben für dieses Stück viel gelernt zu haben: „Ich kann jetzt auf jeden Fall nachvollziehen, dass Frauen auf hohen Hacken über Schmerzen klagen!“
Die Comödie setzt also mit Ihrem Eröffnungsstück auf Altbewährtes, traut sich aber trotzdem viel. Das deutsche Publikum wird wohl die Filme mit Heinz Rühmann und Peter Alexander im Kopf haben, wenn der Vorhang aufgeht, aber schon die Kleidung der Hauptpersonen entführt ins England des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auch der Humor ist nicht so abgemildert wie in den 50er Jahre Filmen, und das Publikum dankt es mit begeisterten Lachattacken. Ein sehr gelungener Auftakt zur neuen Spielzeit, mit viel Gelächter und ausdrucksstarken Hauptdarstellern.
Große Pläne
14 Jahre ist die Comödie Bochum ohne Subventionen von der Stadt ausgekommen, bis zur Krise im letzen Sommer (die bsz berichtete in Ausgabe 758 – und auch jetzt hat Intendant Jochen Schroeder es wieder geschafft: „Ich kenne keinen, der von mir noch Geld bekommt!“
Bis maximal Ende Mai 2009 wird er den Spielbetrieb noch aufrechterhalten, denn es ist leichter, diesen „am Laufen zu halten“ als ihn nach einer Pause wiederzubeleben, so Schroeder. Er verlässt sich auf die Zusage von Kulturdezernent Michael Townsend, dass man bis dahin gemeinsam eine Lösung für die Comödie finden wird. Ob diese Lösung eine gründliche Renovierung oder aber ein Umzug sein wird, steht jedoch noch nicht fest.
„Charleys Tante“ kann man noch bis zum 28. Dezember 2008 bewundern. Aufführungen sind immer dienstags bis samstags um 20 Uhr und sonntags um 19 Uhr. Karten gibt es ab 21,50 Euro unter www.comoedie-bochum.de oder unter 0234 96 1000
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