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Aus sechzig Einsendungen waren im Vorfeld die FinalistInnen ausgewählt worden, deren Zusammenstellung in jeder Hinsicht viel Abwechslung bot. Den Anfang machte eine schließlich zusammen mit der Bochumer Doktorandin Stefanie Roenneke mit dem geteilten 3. Preis ausgezeichnete renommierte Schriftstellerin weit jenseits der 80: Inge Methfessel erzählte routiniert und anschaulich von den Mühen der ersten Million und dem Wunsch, dem geborenen Verlierertum zu entkommen. Direkt nach ihr lasen die jüngsten Teilnehmerinnen: Zwei Schülerinnen stellten ihre aus einem Schulprojekt (freiwillig, so ihre Lehrerin ausdrücklich) hervorgegangenen Texte von personifiziertem Geld vor. Andere Autoren behandelten das vorgegebene Thema wesentlich weniger konkret. Ivette Vivien Kunkel zum Beispiel beschrieb eindringlich die innere Leere des modernen Handlungsreisenden zwischen den immer gleichen Verhandlungsräumen, Flughäfen und Hotels in der globalisierten Geschäftswelt. Die Hetze von Vertragsabschluss zu Vertragsabschluss lässt die Metropolen der Welt in ihrer Geschichte äußerlich austauschbar werden, während sich in den kurzen ruhigen Momenten der Abstand des Ich-Erzählers zu sich selbst offenbart. Jury und Publikum waren nicht zuletzt auch von der eleganten Stilistik der Geschichte beeindruckt und kürten Ivette Kunkel zur Siegerin des Abends. Ganz konkrete 500 Euro gingen an die Schriftstellerin aus Dortmund, die auch schon in anderen Literaturwettbewerben zu überzeugen wusste.

Die einzige Schwäche der Veranstaltung wurde im Verlauf des Abends und ohne Zutun der AutorInnen offenbar: ihre Länge. Leisere Töne, wie von Matthias Hoffmann in seinem Text „Primo schreibt Geschichte“ anrührend vorgetragen, liefen Gefahr, an der Literaturübersättigung des Publikums zu zerschellen. Aufrütteln konnte zum Beispiel RUB-Student Carsten Marc Pfeffer, der in seinem Beitrag „Die Felswand“ sexuelle Anzüglichkeiten mit Sprachgewalt und geschickten literarischen Zitaten verband. Trotz des Marathoncharakters der Veranstaltung blieb die Galerie allerdings bis zum Schluss gut gefüllt. Den Endpunkt markierte Ulrich Schröder, der ebenfalls zu den Wachrüttlern des Abends zu zählen ist. Seine sarkastische Polemik über „Exorbitanz und Wahnsinn“ an der ‚Größten Anzunehmenden Universität‘ (GAU) der Ruhr-Metropole überzeugte die Jury und – nicht zuletzt dank eines sehr engagierten Vortrags – auch das Publikum so, dass der zweite Preis an den Doktoranden aus Bochum ging. Schröders Beitrag erweiterte den Abend um den hochschulpolitischen Aspekt des Themas Geld, das von den zwölf Vortragenden insgesamt sehr facettenreich beleuchtet wurde. Ist das Fehlen von Zahlungsmitteln in einigen Fällen prägender als sein Vorhandensein, geben Geschichten wie von Ivette Kunkel andererseits Einblick in die Abgründe eines von grenzenlosem Kapitalfluss zersetzten Teils der Gesellschaft. Nicht zuletzt erhielt das Publikum auch einen Eindruck von einer offenbar sehr lebendigen Nachwuchsliteraturszene im Ruhrgebiet, die sonst oft im Verborgenen bleibt.

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