Es war einmal während meines letzten USA-Aufenthalts. „As for Chicago, you‘ll always have a place to stay“, so sagte sie doch, meine amerikanische Freundin und Arbeitskollegin. Also nach nem netten Aufenthalt im warmen Las Vegas auf nach Illinois. Doch sie hatte die ganze Wahrheit noch nicht ausgesprochen: „But my house is haunted“, fügte sie alarmierend hinzu… Na klingt doch lustig, wahrscheinlich die US-Version von Schlossgespenst Hui Buh, die da durch die Räume des Basement-Garden-Appartments in dem verwitterten Mietshaus spukt… Doch weit gefehlt! Die nächsten sieben magische Tage und (vor allem Nächte!) sollten mich bald eines Besseren belehren…
Nette, menschliche Geister von Verstorbenen waren es auf jeden Fall. Zwar nicht zu sehen, aber ihre Präsenz durchaus zu spüren und zu hören!!! Vor Allem der eines älteren Mannes, welcher zu Lebzeiten ebenfalls in diesem Haus gewohnt zu haben behauptete. Denn dieser fürsorgliche Untote sorgte sich stets sehr um das Wohlergehen von uns jungen Menschen: Konnten wir unsere Zeit nicht sinnvoller nutzen, als qualitativ minderwertige Nachmittags-Talkshows zu sehen?! Und, BUMM! Jedes Mal schaltete der Unsichtbare von Montel und Oprah auf informative Nachrichtenkanäle um! Oder noch besser: Schaltete das Gerät komplett aus! Es half alles nichts, auch das Gerät vom Stromnetz zu trennen, hielt ihn nicht auf, die Nachrichten der Welt aufzunehmen.
Doch nicht nur tagsüber gingen einem die Untoten manchmal auf den Geist, denn die unruhigen Seelen waren auch ausgesprochen nachtaktiv: Die am Abend zuvor aufgeschnittenen Käsepackungen waren am Morgen fest verschlossen wie neu gekauft, in der Nacht gingen in der Küche Teller zu Bruch und so einiges mehr. Vor Allem ein deutscher Scherzartikel-Aschenbecher, der zu husten anfing, sobald die qualmenden Kippen die eingebauten Kontakte berührte, hatte es der technikbessenen Seele angetan. Und so begab es sich, dass ohne unser Zutun, gegen vier Uhr morgens eben dieses Bochumer Mitbringsel eine Hustenattacke nach der anderen erlitt. Wer da wieder hinter steckte, war klar. Auch der Versuch, den Aschenbecher unter den Spülstein zu verbannen, ging nicht lange gut.
Dennoch: Irgendwie hatte man sich schnell an den Spuk gewöhnt, und nach sieben Tagen hieß es Abschied nehmen: auf geistreiche Weise. Vor dem Verlassen der Wohnung zum Flughafen ließ sich plötzlich das Wohnungslicht nicht mehr ausschalten.
Und dann beklagte meine amerikanische Freundin auf einmal das Verschwinden ihres Hausgeits: Ganz einfach: Der Geist kam mit, und „missbrauchte“ bald back in good (c)old Germany ein neues technisches Wunder, mein Handy. Dieses führte plötzlich ein Eigenleben, indem es unsere Festnetznummer anrief, obwohl es in Sichtweite nur in meinem Rucksack schlummern sollte, Tasten waren keine gedrückt, im Gegenteil, die Tastensperre war ebenfalls eingeschaltet.
Währenddessen wurde der gute Geist in Chicago vermisst, doch irgendwann wurde es der Kreatur im global erwärmten Deutschland zu warm, und sie nahm den nächsten Flug zurück in die USA…
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