Das Verhütungsstäbchen
Gedankenlosigkeit, ich komme
Seit dem Jahr 1960 ist die Antibabypille in Deutschland das beliebteste, bequemste und wohl auch sicherste Verhütungsmittel. Millionen Frauen brachte sie ein großes Maß an sexueller Unbeschwertheit und Unabhängigkeit. Die Pille paßte zur gebildeten, berufstätigen Frau, die auch sexuell weiß, was sie will und was nicht, nämlich ein Baby. Nun, 40 Jahre nach ihrer Erfindung, gibt es in Deutschland seit 2000 ein neues hormonelles Kontrazeptivum – das Verhütungsstäbchen.
Für alle StudentInnen sei diese Variante für sorgenfreien Sex hier erklärt. Das Verhütungsstäbchen, genannt Implanon, ist ein kleines Kunststoffstäbchen, welches der Trägerin in den Oberarm eingesetzt wird, und für drei Jahre einen hormonellen Schutz gegen eine Schwangerschaft bietet. Es ist nur tastbar und kann durch eine sich bildende Gewebeschicht nicht im Körper wandern. Speziell qualifizierte FrauenärztInnen setzen das 4cm lange Stäbchen mit einem Applikator, ähnlich einem Chip, ein. Die Trägerin erlebt nun das ultimative James Bond-Gefühl á la Casino Royal. Prinzipiell ist es der Pille ähnlich: Es gibt sehr kleine Mengen des Gestagens Etonogestrel ab, welches den Eisprung verhindert. Ausserdem wird der Schleim in der Gebärmutter, des Gebärhalses und des Eileiters verändert.
Die Dosis und Wirkung entspricht der einer Minipille. Herkömmliche Pillen enthalten auch noch das Hormon Östrogen. Alle Versionen der hormonellen Verhütungen gaukeln dem Körper quasi vor, schon schwanger zu sein und nutzen so den natürlichen Selbstschutz vor einer erneuten Befruchtung. Dadurch sind die hormonellen Verhütungsmethoden so sicher – die Pille hat einen Pearl-Index (Zahl von 100 Frauen, die ein Jahr mit dieser Methode verhüteten und trotzdem schwanger wurden) von etwa 0,1 bis 0,9. Zum Vergleich: Die Minipille hat einen Index von 0,4 –3 das Kondom liegt zwischen 4 und 7. Das Verhütungsstäbchen liegt in der Statistik mit weniger als 0,1 auf Platz zwei hinter der Sterilisation.
Da hilft kein Biegen und kein Brechen
Hier liegen die großen Stärken des Verhütungsstäbchens: Es kommt mit einer sehr geringen Hormonmenge aus und bietet trotzdem eine größtmögliche Sicherheit. Der einzige Fehlfaktor der Pille, der Mensch, ist ausgeschaltet – das Stäbchen kann weder vergessen noch durch Übergeben oder Durchfall verloren gehen. Drei Jahre lang nicht an Verhütung denken müssen, eine Verlockung für viele junge Frauen in der Ausbildung.
Auch für Raucherinnen bietet es ohne Östrogene ein vermindertes Tromboserisiko. Da das Implanon kontinuierlich Hormone abgibt und nicht wie bei der Pille eine Pause zum Eintreten der Periode erfolgt, bleibt die Periode oft aus, oder erscheint nur noch sehr unregelmäßig. Ein angenehmer Nebeneffekt, der nicht nur der Trägerin Freude bringt. Der derzeit einzige Hersteller versichert, dass sofort nach einer jederzeit möglichen Entnahme die Regelblutung wieder einsetzt und eine Schwangerschaft möglich ist, da das Hormon nach wenigen Tagen im Körper abgebaut wird.
Risiken und Nebenwirkungen
Doch wie bemerkt die Trägerin eine Schwangerschaft ohne Regelblutung? Ein Brustspannen oder Übelkeit sowie Kreislaufbeschwerden sollen darauf hinweisen. Diese sind auch Teil der üblichen, häufigen Nebenwirkungen hormoneller Kontrazeptiva, die auch beim Implanon auftreten können, wie etwa Gewichtszunahme, Akne, Scheidenentzündung sowie Stimmungsschwankungen. Kritisch könnte das Ausbleiben der Periode zu bewerten sein, schließlich gehört sie zu einem natürlichen hormonellen Kreislauf der Frau, ihr werden auch entgiftende Wirkungen zugeschrieben. Jede Frau sollte in einem Beratungsgespräch mit ihrer/m Gynäkologin/en besprechen und kritisch abwägen, ob diese Verhütungsmethode geeignet für sie ist. Die Kosten von etwa 300€Euro werden, ebenso wenig wie die der Pille, nicht von der Krankenkasse übernommen. Vergleicht man die Kosten, erweist sich das Stäbchen nicht als teurer. Ein Teil der Frauen lässt sich das Stäbchen allerdings schon vor Ablauf des dreijährgen Zeitraums aufgrund von Nebenwirkungen wieder entfernen. Der Lohn für das Tragen ist der sorgenfreie Umgang mit Empfängnisverhütung.
jkae
Weitere Informationen unter:
www.verhuetungsstaebchen.de
Dort kann auch eine kostenlose Broschüre angefordert werden.
Nicht jedeR FrauenarztIn führt das Einsetzen von Implanon durch.
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