Es war vorgestern als eine Horde stinkender, behaarter Höhlenbewohner das Nest eines Tyrannosaurus Rex-Weibchens plünderten und in einem unfasslichen Gewaltakt die erbeuteten Eier in die heimische Wohnhöhle zurück schleppten.

Mittels der übermenschlichen Fähigkeiten des stärksten Weibchens der Neandertalersippe (zeitliche Interpolationen wurden in Kauf genommen) die Eier ausgeblasen. Angeritzt wurden die Eier mit einem speziell zu diesem Zwecke geschlagenen Flintstein, um hässliche Frakturen an Eiober- und Unterseite zu vermeiden. Sodann wurden die dicken Eier von fleißigen Höhlenkindern mittels eines Höhlenbärschwanzpuschels und einer Mischung aus Kot, Säbelzahntigerblut, sowie Parabraunerde mit ländlichen Motiven verziert. Diese Eier wurden dann unter unglaublichen Anstrengungen am höchsten Mammutbaum der gesamten Umgebung angebracht.
Im Mittelalter wurde der Brauch des Osterfeuers durch Hexen als Brennmaterial ergänzt und mehr gibt es da auch nicht zu sagen.
Übermorgen gibt es nur virtuelle Ostereier und wenn man auf „reinbeißen“ klickt wird einem von einem Chip im Gehirn der Geschmack von Schokolade vorgegaukelt und wenn der Scheißcomputer einen Virus hat, schmeckt’s halt nach Hackbraten mit Himbeermarmelade. Mit einem „virtual reality“- Anschluss im Zentralnervensystem muss man dann aber nicht mehr klicken, sondern den Befehl an die von Neumann-Maschine nur noch denken. Das heißt dann nicht mehr denken, aber wir können heute naturgemäß noch nicht wissen, wie man diese Aktivität bezeichnen wird.
Heute scheint uns das Osterfest als eine seltsame Institution. Wie an allen anderen Feiertagen auch, erfahren wir alles mehr oder minder Wissenswerte rund um diese Feiertage. So zum Beispiel, ob Schokoladenosterhasen ein paar Wochen zuvor noch Schokoweihnachtsmänner waren, oder wie viele Kilometer man bei welcher Geschwindigkeit nordisch walken muss, um die während der Festtage verputzten Kalorien (vulgo Braten) von den Rippen abzutrainieren. Des Weiteren werden Berechnungen angestellt, wie viele Male die Erde mit den, zur Osterfeier hergestellten, Schokoeiern umrundet werden kann. Wer ganz viel Pech hat, erfährt auch noch, was diverse Prominente so zu Ostern machen (Eier suchen, Eier essen, Eier schaukeln), oder wie viele Menschen neugeborene Tierkörper während der Feiertage im Berliner Zoo anstarren (sehr viele).
All denjenigen, die sich also über die Osterfeiertage furchtbar über die zur Zeit in Verwendung begriffenen Bräuche aufregen seien versichert: Auch diese unterliegen einem steten Wandel. Nichts bleibt bestehen. Nicht ewig wird die Menschheit durch Gärten kriechen und ranzige Süßwaren aufklauben. Es war schon mal anders und es wird wohl auch irgendwann einmal wieder ganz anders sein.

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