Was du nicht willst, das man dir tu…
Diesen Satz sollte man heutzutage viel öfter benutzen. Speziell bei folgender, einem/einer jeden bekannten Situation: Nichts ahnend steht man, womöglich in Gedanken vertieft, an der U 35-Station der Universität und wartet auf die nächste Bahn. Um einen herum tummelt sich ein ziemlich großes Grüppchen an Menschen. Wohlgemerkt fremde Menschen. Der Zug fährt ein, hält an. Alles stürmt zu den Türen und stellt sich davor. Direkt davor. Auf den Gedanken, dass die Leute erst einmal aussteigen müssen, kommt anscheinend keineR. Dabei ist das doch wohl logisch. Oder will da keineR (mehr) dran denken?

Studieredne gelten heutzutage als die Elite Deutschlands, es wird um sie geworben und gebettelt. Wer kein (abgeschlossenes) Studium vorzuweisen hat, wird schief von der Seite angeguckt. Und trotz unverschämter Studiengebühren, sowie BAföG-Ungerechtigkeit, genießt man als StudentIn immer noch hohes Ansehen und einige Vorzüge.
Aber wie schauen StudentInnen auf andere Menschen? Wie steht es um unsere Tugenden, wie zum Beispiel Höflichkeit und Hilfsbereitschaft?
Als kleines Kind sollte man von seinen Eltern und den Lehrern eigentlich beigebracht bekommen haben, dass man, wenn Personen aus einer Bahn aussteigen oder ein Gebäude verlassen wollen, zur Seite geht, um sie nicht zu behindern. Zumal man sonst selber ja schlecht rein kann. Aber warum sieht man das auf den hiesigen Straßen kaum noch? An der Haltestelle der Ruhr-Uni am Allerwenigsten. Manchmal passt ein Gleichnis von Studenten mit wilden Tieren, die sich um die erlegte Beute streiten, wie die Faust aufs Auge. Dass man diese ab und zu genauso wie diverse Ellbogen in die Magengegend, bei einer solchen Rangelei auch abbekommt, sei nun einmal dahin gestellt.

Wie du mir, so ich dir!

Oder sind wir am Ende alle nur wahnsinnig faul und wollen auf gar keinen Fall stehen, wenn mehr als zwei Stationen zu fahren sind? Das kann doch aber keine Entschuldigung dafür sein, dass aussteigende Menschen eigentlich fliegen lernen müssten, um die U-Bahn-Tür zu passieren! Es gibt sogar Leute, die sich darüber aufregen, dass die Personen in der Bahn anfangen zu schimpfen, wenn sie nicht hinauskommen. Bei soviel Zwischenmenschlichkeit versagt bei mir weitestgehend das Verständnis.
Ein weiteres Beispiel sei hier die berüchtigte Schwierigkeit der Mutter mit Kinderwagen. Oft müssen diese Damen ein wahres Kunststück hinlegen, um samt ihrer Kinder noch in den Zug zu gelangen. Die Mehrheit der Mitfahrenden steht daneben und schaut zu. Offensichtlich befinden wir uns noch in der Zeit der Römischen Spiele, die zur allgemeinen Belustigung stattfanden. Und die allein reisende Mutter ist dann der arme Gladiator ohne Rüstung, welcher gegen einen Löwen antreten darf. Auf die Idee den Kinderwagen für, sagen wir, 15 Sekunden mit anzuheben, kommen die Wenigsten. Schade.

Auge um Auge?

Vielleicht wollen einige StudentInnen auch einfach nur ihre Aggressionen gegenüber einem/einer ProfessorIn, einem/einer MitbewohnerIn oder (am Besten) Herrn Weiler ablassen. Oder kann es sein, dass, dem Klischee entsprechend, die Mehrzahl der StudentInnen zu verpennt ist, um ihre Umgebung, ergo auch die anderen Fahrgäste, richtig wahrzunehmen? Sollte man an den Stationen ab jetzt umsonst Kaffee ausschenken?
Oder möglicherweise doch lieber wieder auf die allseits bewährte Methode „Augen auf!“ umsteigen?
Es kann am Ende nicht sein, dass gerade wir Studenten als schlechte Vorbilder fungieren! Häufig ist nämlich auch zu beobachten, wie selten jemand an einer roten Fußgängerampel stehen bleibt. Selbst, wenn Kinder dabei sind. Wo soll das hinführen?
In der heutigen Zeit, in der solche Ungerechtigkeit jedeN treffen kann, sollte man, meiner Meinung nach, mal wieder einige alte Werte aufgreifen und aufwärmen. Nicht unbedingt den Knigge auswendig lernen – da steht viel zuviel unbrauchbarer Mist drin.
Es reicht ja für den Anfang schon aus, wenn man als Frau ab und zu mal die Tür aufgehalten bekommt.

aw

0 comments

You must be logged in to post a comment.