Die Meldung schlug ein wie eine Eisbombe: Die Deutschen sind fett! Ob zur Abwechslung ein Statistiker einfach mal aus dem Fenster geschaut hat, oder ob auch diese Erkenntnis mittels der stochastischen Wissenschaften erzeugt wurde, ist nicht bekannt, aber auch völlig bedeutungslos. Endlich können die Jammereien der Fettsäcke („In die Kinosessel passt ja kein Normalsterblicher mehr hinein!“; „Die machen die Packungen ja auch immer größer!“) wissenschaftlich unterfüttert abgeschmettert werden mit dem Hinweis: Es liegt an dir!
Doch die neue Fettleibigkeit hat naturgemäß auch weitreichende Konsequenzen für das Leben an der Uni, entgegen anderslautender Allerweltsmeinungen hat das universitäre Leben durchaus einen Bezug zum Rest des Weltgeschehens: Auch hier werden immer mehr Dicke gesichtet. Mit Blick auf die im Juli stattfindende Begehung des Unigeländes durch die Exzellenzkommission hat Rektor Weiler Witterung aufgenommen. Wer ist wohl Schuld an den abgebrochenen Stühlen in den Hörsälen? Sicher nicht die magersüchtigen Dauerpraktikantinnen! Wer ist schuld an den verstopften Toiletten auf allen Ebenen? Sicher nicht die Salatesser und Kalorienzähler! Das Dickenproblem wurde von Lord Weiler (Rektoratsjargon) kurzerhand zur Chefsache erklärt. Mit einem Aktionsplan will Weiler den Speckgürteln an den Kragen. Die Benutzung der Fahrstühle ist ab jetzt nur noch mit einem Body-Mass-Index (Diätiker kennen die Abkürzung bereits aus ihren Alpträumen: bmi) von unter dreiundzwanzig gestattet. Wer zu fett ist, muss den Treppenaufgang nehmen. Im Gegenzug werden auf den Zwischenetagen Stühle aufgestellt und im obersten Geschoss wird jeweils ein Defibrilator installiert.
Von der Geldschwemme der Studienbeiträge werden Crosstrainer in den Hörsälen aufgebaut, auf denen sich die Dicken abzustrampeln haben. Ein zusätzlicher Beitrag gegen den Klimawandel: Mit dem so erzeugten Strom sollen zukünftig die Overheadprojektoren und Powerpointbeamer betrieben werden. Im Sommer heißt es dann zusätzlich: Strampeln für die Sommerfrische, wenn es darum geht, auch noch die Ventilatoren der DozentInnen anzutreiben.
Um den fettleibigen KommilitonInnen den Appetit so richtig zu verderben wird in der Mensa das Lied „Dicke“ von Marius Müller Westernhagen in einer Endlosschleife gespielt. Außerdem wird es in Zukunft keinen Zucker mehr in den Kaffee geben, nur noch Salz.
Zusätzlich werden alle Schmecklecker einen Aufnäher in Form einer Buttercrèmetorte auf ihren Mänteln anzubringen haben, der sie von da ab vom Kauf von Puddingteilchen ausschließt.
Das Motto der Abspeckkur steht auch schon fest: Die beiden ersten Vorschläge („Freude durch Kraft“ und „Flink wie die Windhunde; hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder; Ruhr-Uni Elite am Start“) wurden aufgrund mangelhafter Flippigkeit abgelehnt. Das neue Motto: „The war against fat: enduring fitness.“
Wenn Weiler mit uns fertig ist, ist klar: Dann sind wir endlich alle Elite!
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