Vom 4. bis 6. Mai haben sich die Aktiven des „Die Linke.Hochschulgruppennetzwerks“ in Frankfurt am Main getroffen, um den Studierendenverband der Linkspartei und WASG zu gründen. Als Die Linke.SDS wollen sie der fortgeschrittenen Neoliberalisierung des Hochschulsystems deutlich etwas entgegen setzen und an den Unis die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Neben anderen Fragen wurde in Frankfurt über den Parteibezug des Verbands diskutiert. Viele Aktive der bestehenden hochschulpolitischen Linken fragen sich, ob ein weiterer Hochschulverband einer Partei wirklich nötig ist.

Wir erleben einen drastischen Umbau der Hochschullandschaft, der den Zweck hat, die Bildung wirtschaftlich verwertbar zu machen. Die linken Kräfte sind derzeit an den Hochschulen bundesweit nicht in der Offensive. Trotzdem haben tausende Studierende in den letzten Jahren Proteste gegen Studiengebühren organisiert, den Gebührenboykott initiiert und sich gegen den Abbau kritischer Wissenschaft gewehrt. „Der größte Fehler des Verbandes wäre es jetzt, die studentischen Proteste, die ja von unten organisiert werden, vereinnahmen zu wollen.“, meint ABS-Geschäftsführer Fredrik Dehnerdt. Diese Bedenken teilen viele Linke, etwa diejenigen, die grundsätzlich parteienskeptisch sind. Diese Skepsis gegenüber den Regierungsparteien ist nicht verwunderlich. Schließlich sind es die etablierten Parteien, die die Umstrukturierung der Hochschulen im Interesse der Wirtschaft voran treiben. Keine Partei kann sich dem Druck des Kapitals entziehen, wenn sie mitregiert. Die neue Linke hat an sich den Anspruch gestellt, Politik für Menschen und nicht für Konzerne zu machen. Vor allem die Entwicklung der Grünen seit ihrer Gründung als Protestpartei, aber auch die Kompromisse der Linkspartei in den Bundesländern, in der sie an der Regierung beteiligt ist, lassen viele daran zweifeln, ob sie den Anspruch erfüllen kann.

Zersplittert die Linke?

Traditionell stehen Hochschulverbände von politischen Parteien eher links von ihrer Mutterpartei. Einige Verbände wurden deshalb schon von der Partei abgestoßen, wie zum Beispiel der SDS von der SPD oder die JungdemokratInnen von der FDP. Eine Partei von links unter Druck zu setzen und nachhaltig ihre Politik zu ändern, hat noch kein Studierendenverband geschafft. Dennoch bietet der Parteibezug des Die Linke.SDS die Chance, den Zusammenhang von gesamtgesellschaftlichen Themen und Hochschulpolitik deutlich zu machen und bundesweit kampagnenfähig zu sein. Die Hochschullinke kann aber nur gestärkt werden, wenn die Hochschulgruppen der Linkspartei solidarisch mit den bestehenden Gruppen zusammen arbeitet. Eine weitere Aufsplitterung linker Politik an den Hochschulen kann sich jetzt niemand leisten.

SDS oder Linkspartei?

Während des Gründungskongresses war der Name des Verbands der am heißesten diskutierte Punkt. Dass die AktivistInnen des Verbands aus ganz unterschiedlichen Gründen und Strömungen zum Verband kamen, wurde auch dort deutlich. Einige wollten den Parteibezug im Namen klar machen, andere bezogen sich auf die Politik des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in den Sechziger Jahren, und einige plädierten für etwas völlig Neues. „Ein Hochschulverband mit dem Namen Die Linke.Campus kann universitäre Diskurse und Lösungsansätze in die Linkspartei hinein transportieren und sie so pluralistischer und interessanter machen.“, meinte Kristin Hofmann aus Dresden im Vorfeld.“ „Zwar leben wir heute in einer ganz anderen Zeit als 1968, aber trotz dessen können wir viel vom SDS lernen“, sagt hingegen Luigi Wolf aus Berlin, der zum Bundesgeschäftsführer gewählt wurde. In Frankfurt haben sich die StudentInnen auf den Kompromiss Die Linke.SDS (Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband) geeinigt, der sich gegen den zweiten Kompromissvorschlag SDH Rosa Luxemburg durchsetzte. „Der SDS hat unterschiedliche linke Strömungen in einer pluralistischen Organisation vereint und war trotzdem schlagkräftig“, sagt Luigi, „Er hat die Brot-und-Butter Kämpfe um Alltagsgeführt und trotzdem Marx wieder an die Uni gebracht.“
„Mit dem Programm einer sozialistischen Gesellschaftsvision haben wir uns viel vorgenommen, nun müssen wir diese mit aller Stärke und Kraft in die Hochschule hineintragen und für unsere Ideen streiten!“, meint Bundesgeschäftsführerin Katharina Volk aus Gießen. Sie betont auch, wie wichtig die Zusammenarbeit mit schon bestehenden Strukturen an den Hochschulen ist. Der neue Verband muss nun die Zerreißprobe bestehen, die Argumente konsequent in die Hochschulen zu tragen, ohne sich arrogant zu zeigen. Denn einen weiteren Verband, der zum Karrieresprungbrett in die Partei gerät, brauchen wir nicht.
sjn

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