Sommer, Sonne, Festivals. Bald beginnt wieder die Saison der Musikfestivals, und das Finale des Bochumer Newcommer Festivals macht ja schon einen guten Anfang. Aber weshalb hören wir eigentlich Musik, und wann, warum und welche?

Neulich beim Deftones Konzert: Wie immer steh ich vorne in der Mitte und warte auf die Show. Die Vorband fängt an, aber da sie nicht überzeugen kann, wird nur ein wenig mitgewippt. Endlich spielen die Deftones, so gut und genial wie immer, aber das Gefühl, nun endlich abzugehen und sich den Wolf zu tanzen, will sich nicht einstellen. Der Rest der Leute, die mit mir direkt vor der Bühne stehen, kann sich nicht mehr beherrschen und fliegt kreuz und quer durch die Gegend, respektive die Luft. Was ist bloß los mit mir? Heute kein Stagediving? Langsam mache ich mich aus dem Staub und werde Song für Song nach hinten durchgereicht, bis ich mich in der Mitte der Halle wiederfinde und nur noch den Klängen lausche und mir die Bühnenshow ansehe. Ich sehne mich inzwischen nach einem Stuhl. Am besten ein Ohrensessel mit breiten Armlehnen. Ich genieße die Show bis zum Schluss, aber auf dem nach Hause Weg bekomme ich Panik. Was war das? Bin ich zu alt geworden?
Die einfachste Antwort wäre: Ja! Aber erfüllt Musik nicht auch mehrere Zwecke? War es in der Jugend vor allem wichtig in Diskos und auf Konzerten sich mit dem eigenen Tanzstil in den Vordergrund zu schieben, so kommt es ab der 25 Jahre Grenze auch auf die Qualität der Musik und den Inhalt der Texte an. Man sucht sich für bestimmte Gelegenheiten passende Musik aus. So ist eine Fahrt im ICE mit klassischer Musik zehnmal angenehmer als mit Punkrock. Beim Sex ist Klassik dagegen out, sobald man es einmal mit dem Bolero versucht hat. Wichtig ist eigentlich nur, dass die TeilnehmerInnen die Musik bereits kennen, sodass es nicht zu Misverständnissen kommt wie: „Boah, war das geil!“ „Hmm, ja, geht so, was meinst du denn?“ „Na hast du nicht gerade dieses hammergeniale Solo gehört?“
Wunder wirkt, wenn man bei einem gemütlichen Abendessen mit Freunden eine Jazz Platte auflegt. Die darauf folgenden Konversationen entbehren nicht einem gewissen Niveau. Richtig philosophisch wird er allerdings erst, wenn man sich dann noch die neue Platte der Fantastischen Vier anhört, wobei sich dies nur durch die Diskussion über die Texte einstellen kann, was ein wenig Geduld und Konzentration erfordert.
Interessant sind auch die verschiedenen Musikrichtungen, die man morgens hört. Während die einen nur wirklich wach werden, wenn sie System of a down hören müssen es bei anderen unbedingt spanische Gitarren sein und bei wieder anderen gute Laune Poprock. Nächtliche Autofahrten hingegen lassen sich für die einen am besten mit Techno überstehen, was aber zu Synchronisationsschwierigkeiten mit den vorbeifliegenden Fahrbahnmarkierungen führen kann sobald man unter 180 bpm… äh… km/h fährt.
Ich werde diesen Sommer mal ein bischen mit Ska herumexperimentiern. Vielleicht lassen sich meine Beine ja dadurch wieder zum Tanzen auf den anstehenden Festivals animieren.

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