Während sich Nazis auch in anderen Bereichen verschiedenen, nicht rechten, Jugendkulturen annähern, passiert dies auch im musikalischen Bereich. Der Rapper King Bock aus Bielefeld ist derzeit das beste Beispiel für diese gewandelten Strategien.

Bisher waren die Versuche, mittels Hip-Hop und Rap nationale Inhalte zu transportieren, gescheitert. Die Band Dissau Crime zeigte auf ihrem Album „Zyklon D – Frontalangriff“ zwar die Fähigkeit extrem rechte Themen in ihren Texten aufzugreifen. Das Niveau ihrer Reime und das ihrer Rap-Künste bewegt sich allerdings auf dem von Kermit dem Frosch, was ihnen in der Rap-Szene dementsprechend wenige Fans einbrachte.

Mit flotter Zunge nach rechts außen

Der Bielefelder King Bock allerdings stellt eine deutlich größere Gefahr dar. Schon alleine durch seine Texte gibt er sich deutlich anschlußfähiger an nicht-rechte jugendliche Subkulturen. Bei oberflächlichem Hinhören lassen sich wenig Unterschiede zum momentan angesagten deutschen Rap erkennen. Andere MCs werden gedisst, die eigene Männlichkeit und Stärke überhöht und die Wortwahl würde die englische Queen vermutlich nicht amüsieren. Hier wirken also die selben Mechanismen wie bei Sido, Bushido und anderen aggressiv rappenden Musikern. Auch in Bezug auf die musikalische Qualität stellt er keine große Ausnahme im deutschen Hip-Hop dar, es gibt deutlich bessere, aber euch deutlich schlechtere MCs.
Was King Bock jedoch von den Genannten unterscheidet, das sind die regelmässig auftauchenden politischen Einwürfe. Er beschränkt sich hierbei jedoch nicht, wie bei vielen anderen deutschen Rappern üblich, auf die Darstellung sozialer Probleme, sondern greift Themen auf, die eindeutig extrem rechts besetzt sind.

„Meine Texte sind härter als die Reden von Hitler“

Extremer Patriotismus, Verehrung der Wehrmacht und positive Betonung des Militärischen sind nur einige der in seinen Texten immer wieder auftauchenden rechten Inhalte. Liedtitel wie „Nachtergreifung“ oder Textzeilen wie „Meine Texte sind härter als die Reden von Hitler“ zeigen recht deutlich wes Geistes Kind er ist.

Teilweise offen, teilweise chiffriert bedient er sich im breiten Fundus der extrem rechten Themenpalette. Immer wieder betont er jedoch, dass er kein „Nazi“, sondern ein „Patriot“ sei. Diese Strategie haben schon andere Bands aus der extremen Rechten angewendet, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. Das extrem rechte Musikmagazin „Rock Nord“ hatte jedoch anscheinend keine Probleme, einen Interviewtermin mit dem Patrioten zu bekommen. Dort darf man dann lesen, dass es kein Widerspruch sei, die ehemals schwarze Musik für die nationale Sache zu nutzen. Außerdem: King Bock habe seine politischen Ansichten in der Innenstadt entwickelt – wo er tagtäglich Gewalt von ausländischen Kriminellen erfahren habe. Die positivste Nachricht des Interviews ist, dass es in Bälde keine Auftritte von King Bock geben wird. Das ist jedoch kein Grund zur Entwarnung. Die Gefahr, die von der Unterwanderung diverser musikalischer Jugendkulturen durch die extreme Rechte ausgeht, dürfte jedoch eher größer werden.

Gegenstrategien

Innerhalb der Hip-Hop Szene muss es somit schnellstens zu einer Beschäftigung mit möglichen Gegenstrategien kommen. Andere Musikszenen, die nicht so schnell reagiert haben, müssen nun mit dauerhafter und gefestigter Präsenz von Neonazis innerhalb ihrer Szene leben. Die sich unpolitisch gebende Black-Metal Szene hat nun mit dem National Socialist Black Metal (NSBM) eine Nazi Spielart ihrer Musik und zeigt leider viel zu wenig Problembewusstsein.

Positives Vorbild könnte hierbei die in der Hardcore-Szene erfolgreiche Kampagne „Good Night – White Pride“ sein. Dort hat man erfolgreich den Einfluss der extrem rechten Musiker und Fans zurückgedrängt und es so geschafft die eigene Szene frei von Nazis halten.

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Weitere Infos über Rechtsrock, die rechte Szene und Gegenstrategien unter:
www.turnitdown.de

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