„In unser Büro wurde schon mehrere Male eingebrochen“, erzählt Martin aus dem Fachschaftsrat der Sozialwissenschaften. „In der Regel erfolgten die Einbrüche mit Hilfe eines Schraubendrehers durch die Tür, allerdings wurde auch schon mal unsere Scheibe von außen mit einem Stein eingeschlagen. Gestohlen wurde nie etwas wirklich Wertvolles, meist sogar nur die Kaffeekasse“, erklärt er. Ähnliches vermeldet auch der Fachschaftsrat Kunstgeschichte, bei dem ebenfalls erst kürzlich die Kaffeekasse abhanden kam. „Wir sind uns noch nicht einmal hundertprozentig sicher, ob überhaupt eingebrochen wurde“, meint Fachschaftsratsmitglied Simone. „Irgendwann fiel uns einfach auf, dass die Kaffeekasse fehlt. Dort war allerdings überhaupt kein Geld drin, höchstens ein paar Quittungen aus den 90ern“, erzählt sie. Stattdessen stand aber eine leere Bierflasche im Regal. „Erst als die Freundin einer Fachschaftsratskollegin dann erzählte, dass bei ihr im Fachschaftsraum der Pädagogik etwas ganz Ähnliches passiert war, ging uns ein Licht auf.“ Der Fachschaftsrat fand daraufhin auch Spuren an der Tür, die möglicherweise von einem Schraubenzieher stammen könnten. Auch im Fachschaftsrat Philosophie kam es zu merkwürdigen Ereignissen. Nachdem die Kaffeekasse mehrmals gestohlen wurde, hat das Gremium eine Kasse zum Anschrauben angeschafft. „Aber selbst die Kasse mit Anschraubplatte war irgendwann verschwunden.“, erzählt Philosophiestudent Florian.
Kreativ, verzweifelt oder dumm?
Spuren an der Tür, leere Bierflaschen, verschwundene Kassen – die Fachschaftsräte scheinen von einer mysteriösen Einbruchswelle heimgesucht zu werden. Ob die ziemlich erfolglosen Einbrüche und die Bierflaschen in einem Zusammenhang stehen, ist allerdings unklar. Das bietet natürlich Raum für muntere Spekulationen. Ist den Einbrecherinnen und/oder Einbrechern einfach langweilig, wenn sie von Partys auf dem Campus stolpern und die nächste U35 erst in zwei Stunden fährt? Oder haben die Diebinnen und Diebe gar künstlerischen Anspruch, und stellen deshalb die Flasche ins Regal? In diesem Fall sind sie reichlich unkreativ, kann hier bemerkt werden. Natürlich kann es auch sein, dass es sich gar nicht um eine Serie, sondern um verschiedene Einzeltäterinnen und Einzeltäter handelt, die den Campus unsicher machen.
Es könnte aber auch eine pragmatischere Erklärung dafür geben, dass sich Einbrecherinnen und Einbrecher die Kasse schnappen, Wertvolles aber liegenlassen. „Von der Polizei wurde uns erklärt, dass es sich bei den Einbrechern wohl um Kleinkriminelle oder Drogenabhängige handelt, die einfach nur hinter ein wenig Geld her sind und daher kein Interesse an Rechnern und Ähnlichem haben“, meint Martin. Solche Kleinkriminelle sind dann vielleicht einfach zu nervös, in die erbeutete Kasse auch reinzuschauen, bevor sie das Gebäude verlassen. Dabei sind Quittungen aus den 90ern noch vergleichsweise praktisches Diebesgut: Eine Gruppe von Einbrechern hat unlängst rückwärts einen Laster ins Glasfenster einer Bank gesetzt, ein Tau um einen Automaten geschlungen und das Gerät herausgerissen. Leider handelte es sich dabei um den Kontoauszugsdrucker.
sjn
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