Seit den alten Griechen bezeichnet man unter Demokratie (von gr. [démos] „Volk“ und [kratia] „Herrschaft“) die, durch Wahlen und Abstimmungen oder direkt ausgeübte, Herrschaft des Volkes. Seit jüngerer Zeit klassifiziert man diese Wahlen sogar nur dann als demokratisch, wenn sie frei, gleich und geheim sind. In Deutschland dürfen seit 1918 auch Frauen wählen. Gleichzeitig wurde auch das 3-Klassenwahlrecht abgeschafft. Zumindest den letzten Schritt möchte der Bundesvorsitzende des Ring Christlich-Demokratischer Studenten Gottfried Ludewig noch einmal überdenken. In einem Brief an die Parteigliederungen der CDU schlug er vor, ein doppeltes Wahlrecht für diejenigen einzuführen, „die den deutschen Wohlfahrtsstaat finanzieren und stützen.“ Auf Hartz-IV-Bezieher und Rentner hatte es der Jungpolitiker abgesehen, „denn nur mit ihnen könne der soziale Ausgleich in Deutschland nicht gelingen.“
Wie alle guten Ideen junger wilder Vorsitzender (der Vorsitzende der Jungen Union machte 2003 den Vorschlag, schwierige Operationen für Rentner nicht mehr durch die Krankenkassen zu bezahlen) wird dies nicht nur direkt abgelehnt, sondern mehrere Gesetze – hier sogar das Grundgesetz – sehen anderes vor.
Aber Gesetze sind im Gesetzblatt veröffentlicht und nicht in Stein gemeißelt und deshalb kann man ja mal drüber reden, findet auch Ludewig: „Dass das Bundesverfassungsgericht ein doppeltes Wahlrecht vermutlich nicht zulassen würde, ist eine andere Frage.“ Diese Karlsruher Spaßbremsen! Denn Recht hat er, man sollte mal drüber reden und eigentlich noch radikalere Reformen anstreben. Ich sage nur Deutschland sucht den Superkanzler! Ich sehe es schon vor mir. In 20 Jahren stehen sich Ludewig von der CDU und Franziska Drohsel von der SPD im Finale gegenüber. Steffi Graf (Die Linke), Kathrin Henneberger (Grüne) und Sebastian Marquard (FDP) sind bereits in den Mottoshows ausgeschieden. Der gealterte Dieter Bohlen bewertet die letzte Performance des Anwärters auf das wichtigste Staatsamt: „Du bist die personifizierte Talentfreiheit aus Deutschland!“ Trotzdem sind seine Chancen gut. Online, per SMS und Telefon kann nun abgestimmt werden, ein „Voter“ hat sogar die Chance ein Auto zu gewinnen. Und auch die Fans von Graf, Henneberger und Marquard dürfen nun wieder mitstimmen. Und sogar Hartz-IV-Empfänger und Rentner. Die Spannung ist nicht auszuhalten. RTL gibt noch einmal in die Werbung. Und dann steht er oder sie fest, der Gewinner oder die Gewinnerin von „Deutschland sucht den Superkanzler“…
Bei dem Gedanken bin ich Schweiß gebadet aufgewacht und war erleichtert, dass zumindest die gleiche Wahl in Deutschland doch in Stein gemeißelt (eigentlich hinter dem Deutschen Bundestag in Glas graviert) ist und diese Reform wohl ausfallen muss. Herzlichen Glückwunsch, Herr Ludewig.
rvs
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