Ein Mix aus Coldplay und Queen, mit einem Schuss Sigur Ros-Schwelgerei: Die selbst ernannten „Pelzmützen-Indie-Rocker“ von Polarkreis 18 vereinten beim umjubelten Konzert im Dortmunder FZW wohl bekannte Muster – und verursachten kollektive Gänsehaut auf gut 600 Unterarmen.

Irgendwo hatte man das alles schon einmal gehört und gesehen, was da im FZW erklang. Nicht nur äußerlich, auch akustisch ähnelt „Polarkreis 18“-Frontmann Felix Räuber Coldplay-Gutmensch Chris Martin frappierend. Nach dem selbstbetitelten Debüt-Album wurden die fünf Dresdner von der Fachpresse (nicht nur hierzulande) zu neuen deutschen Hoffnungsträgern hochgejazzt. Um es von vornherein zu schreiben: Der Autor dieser Zeilen ist versucht nach einem außergewöhnlichen Konzertabend, in den Chor der hypenden Schreiberlinge einzustimmen.
Den schwelgerischen Rock als Adaption bekannter Brit-Pop-Helden zu bezeichnen, wäre verfehlt. Polarkreis 18 agieren tatsächlich noch opulenter als die offensichtlichen Vorbilder, sowohl in der Instrumentierung als auch in ihrem ganzen Habitus.
Beispiel gefällig? Vor dem ersten Song stehen die komplett in weiß gekleideten Sachsen minutenlang auf der stockdunklen Bühne herum. Das war pure Inszenierung trotz Technik-Problemen von Bassist Uwe Pasora. Die durch jene Frickel-Pause arg überstrapazierte Verzögerung überbrückte Frontmann Räuber mit träufelnder Pseudo-Poesie: „Gleich wird die Elektronik unseren Bassisten beglücken, auf dass er euch beglücke.“ Soviel Pathos kann in einem Konzertpublikum auch Platzangst verursachen – die gut 300 Zuhörer im FZW zieht Räuber so von vorneherein in seinen Bann.
Die sphärisch-schwelgerischen Indieklänge seiner Mitmusiker verzauberten zusätzlich. Gänsehaut statt Pogo prägte diesen Abend, wenn die Band auch durchaus tanzbar sein kann. Das überambitionierte „Crystal lake“ geriet zum heimlichen Höhepunkt und wurde gleich dreimal gespielt. Selbstdarsteller Felix Räuber war indes der Fixpunkt im Melancholie-Gestirn, zu dem die FZW-Bühne eine gute Stunde lang mutierte. Trotz vielerlei Anleihen aus der Pop-Historie der letzten 20 Jahre tönte dieser selbstbewusst: „I cover myself“. Nichtsdestoweniger wusste Räuber aber auch, wem er die Stärke „seiner“ Balladen zu verdanken hat. Immer wieder räumte er seinen Mitspielern Soli ein, stellte sich zu ihnen und pushte sie, verließ bei Instrumentalstücken gar die Bühne. Vor allem Keyboarder Bernhard Wenzel trieb seine Elektronik dabei zu immer neuen träumerischen Höhen.
Trotz Räubers Coldplay-Sirene und Queen‘scher Opulenz bleibt nach diesem Abend vor allem ein Eindruck hängen. Man könnte hier ein Sigur-Ros-Album gehört haben, das noch keiner kennt. Kein Wunder, denn deren Heimat Island ist schließlich vom Polarkreis nicht weit entfernt.
bp
Â

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