Das Gymnasium am Ostring soll wegen sinkender Schülerzahlen mit dem Albert-Einstein-Gymnasium zusammengelegt werden. Schülerinnen und Schüler, prominente Absolventen und Politiker liefern sich seit Wochen einen Schlagabtausch zur Schließung des Gymnasium am Ostring.
 In den nächsten Jahren wird sich in Bochum einiges ändern: Weil das Justizgebäude am Husemannplatz mit dem giftigen Stoff PCB belastet ist, werden die Mitarbeitenden umziehen. Für alle Justizabteilungen, die jetzt in der ganzen Stadt verteilt sind, wird ein gemeinsames Gebäude auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Fiege am Nordbahnhof gebaut. Was diesen Umzug angeht, sind sich auch alle relativ einig. Auf dem jetzigen Justizgelände soll ein neues Einkaufszentrum gebaut werden, in das Geschäfte einziehen sollen, die es bisher „gar nicht oder nicht genügend gibt.“ Und da fangen die Probleme an. Denn einige Politikerinnen und Politiker des Bochumer Stadtrats wollen, dass auch das Gelände des Gymnasiums am Ostring für das Einkaufszentrum genutzt wird. Das Gymnasium soll mit dem Albert-Einstein-Gymnasium zusammen gelegt werden. Dafür gibt es laut dem Leiter des Schulverwaltungsamts, Ulrich Wicking, und Stadtbaurat Ernst Kratzsch auch noch andere Gründe. „Ab 2010 entwickeln sich die Schülerzahlen – wenn auch zunächst nur leicht – nach unten.“ Weil das Abitur ab dem Jahr 2013 nach zwölf Jahren abgelegt wird, „verlieren die Gymnasien in den nächsten sechs Jahren deutlich mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler.“ Deshalb sollen zwei von elf Bochumer Gymnasien vereinigt werden. Die Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Ehemaligen wehren sich gegen diese Zusammenlegung, weil sie um die Identität der althumanistischen Schule fürchten. Drei prominente Absolventinnen und Absolventen des Gymnasiums haben sich öffentlich gegen die Schließung ausgesprochen. „Das Gymnasium am Ostring ist nicht nur das älteste Bochumer Gymnasium, sondern es bietet als einzige Bochumer Schule ein spezielles Ausbildungsprogramm zusammen mit altsprachlichen Fächern an, die einen bevorzugten Standort in der Innentstadt nicht nur verdienen, sondern geradezu brauchen.“, erklärten
CDU-Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Professor Dietrich Grönemeyer und der Bochumer Autor Frank Goosen. Die „Promi-Argumente überzeugen nicht“, meinen dagegen die Grünen, die mit neun Sitzen im Stadtrat vertreten sind. Sie sind für die Vereinigung der Schulen am neuen Standort Wiemelhausen. „Wieso sollte man denn in Wiemelhausen kein Latein oder Altgriechisch unterrichten können? Die Schule selbst bestimmt ihr Profil.“, sagen sie. Auch das Argument, der Schulweg für die Schülerinnen und Schüler würde zu lang werden, finden sie falsch: „Die U35 fährt morgens alle fünf Minuten vom Hauptbahnhof zum Waldring. Die Strecke von der Haltestelle zum Schulzentrum ist gerade einmal 150 Meter länger als der Weg vom Hauptbahnhof zum Gymnasium am Ostring. Der Schulweg wird also höchstens fünf bis zehn Minuten länger.“ Uwe Vorberg, der für DIE LINKE. im Rat sitzt, wünscht sich „das in den nächsten Wochen eine sachliche Diskussion stattfindet, an deren Ende für alle ein positives Ergebnis steht. Dazu gehört für uns unabdingbar der Erhalt des breiten Bildungsangebots in Bochum.“ Auch die Schülerinnen und Schüler sind unterschiedlicher Meinung. „Gemeinsam schaffen wir es“, glauben Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, die nicht umziehen müssen und für die Zusammenlegung demonstriert haben. Am selben Tag haben die Schüler des Gymnasiums am Ostring eine Demontration gegen die Fusion organisiert – sie befürchten, dass die Zusammenlegung beider Gymnasien faktisch doch die Schließung ihrer Schule bedeutet.
sjn
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