In Frankreich sind die Strände sehr unterschiedlich und vielfältig. Im Norden zum Beispiel könnt Ihr die Frische (und gar nicht die Kühle) empfinden und weite Flächen genießen. Im Westen könnt Ihr den zerklüfteten Charakter der bretonischen Küste durch die Gesteine und die Kraft der Wellen entdecken. Endlich werdet Ihr sicher rasch braun an der Riviera. Allein der poetische Name „Côte d’Azur“ ruft bei Euch wahrscheinlich schon schöne Bilder wach. Dieser Ort ist tatsächlich etwas für Euch, wenn Ihr lieber braun werden wollt, als im Meer schwimmen zu gehen. Um zu schwimmen, müsst Ihr auf die Kiesel treten, was oft nicht angenehm ist. Jeder französische Strand besitzt also seine Eigenart, und diese wollten wir auch hierzulande an der Nordsee entdecken. Dafür sind wir nach Bremerhaven gefahren. Das Meer war allerdings nicht sofort zu sehen. Daher befragten wir eine alte Frau, um zu wissen wo der Strand liegt. Als Antwort bekamen wir ein schönes Lächeln und dann diesen Satz: „So was gibt’s hier doch nicht“.
Zuerst dachte ich, dass ich etwas falsch ausgesprochen hätte. Dann aber entscheiden wir uns, die Hügel hinaufzuklettern und die Lage zu peilen. Als wir ganz oben waren, verstand ich, was die alte Frau gemeint hatte: Überall war Schlick, kein Sand – die Leute lagen im Gras, weit weg vom stinkenden Watt. Wir liefen einen Weg entlang bis zu einer Treppe, die zum „Strand“ führt. Wir mussten uns jetzt entscheiden, jetzt oder nie, ob wir schwimmen gehen oder nach Hause zurückfahren. Nach kurzer Überlegung ziehe ich mich aus. Es ist ja nicht so schön wie bei uns, aber es ist uns schon bekannt, dass man sich bemühen muss, um seine Integration in Deutschland zu schaffen. Alle Leute drehen sich um und schauen, wie schwierig es ist, auf dem Schlick zu laufen; Kinder rennen hinter mir her, versuchen mich zu erreichen, und die Eltern müssen eingreifen. Ich habe es geschafft, ich schwimme in der Nordsee! Ich schwimme in der Nähe eines Tankers, und am Horizont sieht man eine Chemiefabrik. Die Farbe des Wassers ist undefinierbar.
Erasmus in Deutschland muss man einmal gemacht haben, sonst wird man niemals das französische Sprichwort: „On est jamais aussi bien que chez soi“ verstehen: Man fühlt sich nie so gut wie zu Hause…
Paul Coignec & Catherine Grillot
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