Die ständige Begleiterin
Für Männer existiert sie nur vor dem Sex, Frauen nennen Kopfschmerzen gerne mit ihrem Namen, Ärzte können selten helfen. Wovon hier die Rede ist? Eindeutig: Die Migräne.
„Die Migräne (von griech. ημικÏανίον, hemikranion, hemikrania – halber Schädel) ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen anfallartigen, pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz gekennzeichnet ist, der oft von zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit (Photophobie) oder Geräuschempfindlichkeit (Phonophobie) begleitet wird. Bei manchen Patienten geht einem Migräneanfall eine so genannte Aura voraus, während der häufig optische oder sensible Wahrnehmungsstörungen auftreten.“
Diese knappe Formulierung findet sich bei Wikipedia. Auch hat eine Jede und ein Jeder schon von Migräne gehört, nur wissen die Wenigsten, die sie nicht haben, was es eigentlich bedeutet darunter zu leiden.
Von klein auf Schmerzen
Etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland und weltweit zehn bis fünfzehn Prozent aller Erwachsenen leiden unter Migräne, und die Zahl steigt weiter. Früher als eine Art Frauenkrankheit, als Hysterie verschrien, leiden in der heutigen Gesellschaft immer mehr Menschen darunter. Schon im Kindesalter treten mittlerweile häufige Anzeichen von Migräne auf, doch werden die Symptome selten erkannt, so dass Therapien meistens zu spät beginnen. Wenn überhaupt.
Denn die Migräne ist eine von Betroffenen und Medizinern schwer zu erkennende Krankheit. Nicht immer müssen Kopfschmerzen auftreten. Zwar ist dies die häufigste Beschwerde, allerdings ist in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden, dass es die unterschiedlichsten Formen der Migräne gibt. Und nur eine davon äußert sich in den besagten Migräne-Kopfschmerzen.
Zuallererst muss man zwischen Migräne mit und ohne Aura unterscheiden. „Aura“ bedeutet in diesem Fall nicht etwa die in der Esoterik berühmte Aura, sondern eine Art Vorzeichen eines Migräneanfalls. Nennen wir es eine Warnung. Diese äußert sich zum Besipiel in Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Wahrnehmungsstörungen oder Sehschwäche. Nicht alles muss auftreten, manchmal kommen die Symptome auch einzeln vor. Die Dauer der Aura ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und kann von einer halben Stunde bis zu mehreren Tagen anhalten. Irgendwann setzen nun die Kopfschmerzen ein. Und dies sind keine gewöhnlichen Kopfschmerzen. Ein Patient beschreibt es so: „Der Schmerz trifft mich wie ein Faustschlag. Durchzuckt mich wie Blitz und Donner. Er ist ungeheuerlich. Ein Dröhnen wie von einem Presslufthammer. Kanonenkugeln prasseln aus meinem Inneren gegen den knöchernen Schädel. Er scheint zu explodieren. Taumeln, entsetzliche Übelkeit…. bloß kein Licht.“.
Bei Migräne mit Aura ist es meist so, dass die Kopfschmerzen nur kurz, aber intensiv sind. Leidet ein Patient unter Migräne ohne Aura setzen die Schmerzen plötzlich ein und können dafür Stunden anhalten.
Der Unterschied macht’s
Jedoch sind dies nicht die einzigen Formen von Migräne. Man kann, muss aber nicht alle Symptome aufweisen, es gibt chronische und seltene Migräne, eine Kombination aus Migräne mit und ohne Aura, bei der man sowohl Aura als auch Migräne für Stunden ertragen muss, zusätzliches Augenflimmern, welches die schon getrübte Sicht zum reinen Horror werden lässt, genetisch bedingte Migräne, Migräne durch Umwelteinflüsse, anatomische Migräne, stressbedingte Migräne und so weiter.
Die „typische“ Migräne beschränkt sich auf eine Gehirnhälfte, kann sich aber, dank der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten, auf beide Hälften ausbreiten und bis in den Nacken hinunterreichen. Auch kommen Seitenwechsel während eines Anfalls vor. Oder das plötzliche Abklingen und erneute Anfangen des Schmerzes.
Wodurch Migräne entsteht, ist auf verschiedene Weise zu erklären versucht worden. Da Migräne familiär gehäuft auftritt, lautet die Vermutung, dass bei Migräne Gendefekte eine Rolle spielen können. Auch wird angenommen, dass Umweltfaktoren und Lebensstil eine wichtige Rolle spielen. Allerdings gibt es Patienten, bei denen die Ursache nie geklärt wurde.
Eine noch größere Vielfalt gibt es bei den Hypothesen, wie eine Migräne entsteht.
Die Blockade
im Leben
Auf Grund all dieser Unterschiede ist es nicht selten der Fall, dass zuerst nach anderen Krankheiten gesucht wird. Auch, wenn Ärztekammern und –foren meinen, dass die neueste Forschung die besten Therapiemöglichkeiten biete, so haben viele Patienten die Hoffnung aufgegeben. Allzu oft sind Stümper am Werk, die die Migräne sogar noch verschlimmern können.
Hinzu kommt, dass ein „normales“ Leben mit dieser Krankheit beinahe unmöglich ist. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann es anfangen, es reißt einem mitten aus dem Alltag und zwingt zu Ruhe und Tabletten. Wer unter besonders starker und chronischer Migräne leidet, kann keine Woche so leben, wie vielleicht geplant.
Besonders bitter ist, neben den diversen Migräneleiden, die Tatsache, dass diese Krankheit nicht heilbar ist. Man kann nur versuchen die Symptome durch Stressabbau, gesunden Ernährung und leichten Ausdauersport (eventuell sogar Yoga) zu lindern. Doch die Begleiterin wird man nie los.
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