Wie man selbst Märchen verfälschen kann

Am vergangenen Donnerstag, dem 15. November, startete in den deutschen Kinos der lang ersehnte Motion-Capture-Film „Beowulf“ mit Angelina Jolie, Anthony Hopkins und John Malkovich.

Motion-Capture heißt Bewegungserfassung und bedeutet so viel, dass sich in den Studios „echte“ Schauspieler mit schicken dunklen Anzügen, auf denen viele weiße Bälle oder Lämpchen kleben, in einem gleichmäßig beleuchteten und ebenfalls mit Markierungen ausgestattetem Raum, ein wenig zum Affen machen. Denn alles, was man auch nur annähernd später im Film, sieht wird am Computer erstellt, um einen Film so fantastisch wie möglich zu machen.
Bei Beowulf ist zwar auch viel Phantasie, aber phantastisch ist der Film keineswegs. Im Gegenteil. Weder gibt es einen eindeutigen Höhepunkt, noch schafft es die Geschichte die Spannung durchgängig zu halten.
Auch ist die Geschichte schnell erzählt: Beowulf ist eine angelsächsische Heldensage aus dem 8. Jahrhundert, in der der gleichnamige Held nach Dänemark fährt, um Hrodgar, dem König der Dänen, beizustehen. Dessen Volk wird seit geraumer Zeit von einem Ungeheuer namens Grendel heimgesucht. Beowulf kommt, um es zu erschlagen. Natürlich gelingt ihm dies, doch nachts rächt sich Grendels Mutter an ihm, indem sie von seinen vierzehn Gefährten dreizehn bestialisch ermordet. Dazu muss man sagen, dass Grendels Mutter ein Seeungeheuer ist, welches sich verwandeln kann.
Beowulf beschließt Rache zu üben und sucht Grendels Mutter. Diese wohnt in einer Grotte in einem weit entfernten Wald. Dort begegnet Beowulf aber, anders als in der Originalsage, nicht einem Ungeheuer, sondern der schönsten Frau, die er je zu Gesicht bekommen hat und lässt sich verführen.
Er wird König von Dänemark, gewinnt jede Schlacht und altert als sagenumwobener und besungener Held. Bis ein Drache sein Volk vernichten will.
Eigentlich könnte man aus diesem Stoff viel machen. Allerdings setzen die Macher bei diesem Hollywoodstreifen eindeutig mehr auf Effekte, Knaller und sehr viel Lärm. Abgesehen davon, dass die Erzählung, wie oben erwähnt, massiv verfälscht wird und Grendels Mutter einer Göttin gleichkommt, ist der Film auch noch ziemlich lachhaft. Der Held macht sich meistens zum Gespött des Publikums, indem er ständig seinen Namen ausprustet und nur Anthony Hopkins und John Malkovich haben Ähnlichkeit mit sich selber. Angelina und der Rest sind zwar leicht zu erkennen, doch dafür hätte man nicht Motion-Capture benutzen müssen, sondern eine einfache Animation hätte vollkommen gereicht.
In diesem Sinne sollte man sich das Geld sparen und lieber in einen Film mit „echten“ Menschen gehen.
aw
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