Elmar Weiler will zur vorgezogenen Wahl für eine dritte Amtszeit als Rektor der Ruhr-Universität antreten. Bereits am 7. Oktober hat die Findungskommission den alten Rektor zur Wahl vorgeschlagen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni sprach einen Ausschreibungsverzicht aus. Wenn Hochschulrat und Senat in ihren nächsten Sitzungen den Rektor wählen bzw. bestätigen, bleibt der Prof. Dr. Dr. h. c. bis 2017 Oberhaupt der Hochschule. Wie er die Zukunft der RUB zu gestalten gedenke, stellte er in einer öffentlichen Stellungnahme und am 8. November persönlich im Hörsaal HZO 40 vor.
Eröffnet hat die Veranstaltung im nur zu etwa einem Viertel gefüllten – davon lediglich eine Handvoll Studierender – HZO 40 der Vorsitzende des Hochschulrats der RUB, Jürgen Schlegel. Die Findungskommission wollte an der Spitze der Universität einen „Rektor mit Erfahrung, Kontinuität, aber auch mit Visionen“. Die Wahl fiel dann auf den jetzigen, noch bis einschließlich November amtierenden Rektor, Professor Elmar Weiler, der nach einer von ihm gewünschten Bedenkzeit auch vom Senat „mit großer Mehrheit“ angenommen wurde. Dass dieser durchaus Visionen hat, zeigte sich in der Vergangenheit besonders an seinem Festhalten an der Teilnahme an der Exzellenzinitiative; allerdings ist es nie gelungen, die Ruhr-Uni Bochum zur Elite-Universität zu erheben. Auf dieses kostspielige Thema ist Weiler in seiner Rede auch nicht weiter eingegangen – wohl aber auf einen Teilbereich der Exzellenzinitiative, für die die RUB doch gefördert wird: auf die Research School, das Graduiertenkolleg der Uni.
Stimmiges Gesamtkonzept
Das Leitbild der RUB, die „universitas“, das die „Gemeinschaft der mit- und voneinander Lernenden“ und die „Einheit von Forschung und Lehre“ betont, kam in vielen Einzelaspekten durch und wirkt stimmig und konsequent in der Planung. Für die Research School, aber auch für die ganze Universität hob der gebürtige Bochumer drei Themen besonders hervor: die Internationalisierung, die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Inklusion behinderter Menschen.
Statt von einer internationalen Uni möchte er lieber von einem „kosmopolitischen“ Campus sprechen, das heißt „unabhängig von ethnischen und nationalen Rahmenbedingungen“. Neben solch blumigen Worten fanden tatsächlich auch reale Missstände Erwähnung: Die Modularisierung der Studiengänge stehe der gewünschten Internationalisierung des Studiums an der RUB im Wege. Konkrete Lösungsansätze blieben allerdings aus.
Bei der Gleichstellung sieht der 64-Jährige ebenfalls Handlungsbedarf. Zwar sei etwa die Hälfte der Studierenden weiblich, nach den Abschlüssen sinke die Quote allerdings und speziell in der „Postdoc-Phase“ gebe es einen „Einbruch“. Heute sehe es mit 20 Prozent weiblich besetzten Professuren weitaus besser aus als noch vor wenigen Jahren; das gehe aber noch besser, räumte der Rektor ein. Das Problem sei, dass es auf vielen Gebieten kaum weibliche Vorbilder gebe, zumindest in Deutschland nicht. Da greife die Research School; Ländergrenzen dürften keine Hürde darstellen, den Kontakt zu weiblichen Vorbildern herzustellen.
JedeR wird umziehen müssen
Auch dass der Campus alles andere als behindertenfreundlich gestaltet ist, gestand Weiler ein. Darum werde bei allen Neubauten auf dem Campus die Barrierefreiheit gewährleistet. So etwa bei den Gebäuden IA und IB, die wegen der PCB-Schadstoffbelastung abgerissen und neu aufgebaut werden. Der gesamte Campus soll bis 2020 grundsaniert werden – bis dahin wird jedeR, der/die auf dem Campus arbeitet, mindestens einmal umgezogen sein müssen. Auf Nachfrage der :bsz erklärte der Rektor, dass die Sanierungsmaßnahmen in jedem Gebäude einzeln entschieden werden müssen. So sei das Gebäude NA etwa ganz anders aufgebaut als IA, weshalb nicht davon ausgegangen werden müsse, die Uni komplett einzustampfen und neu aufzubauen. Gerüchten um eine grundlegende, teure Neugestaltung der Campus-Zentralachse hat Weiler kein neues Futter gegeben. Im Gegenteil nannte er den Campus „denkmalwürdig“ und sagte, die Campusmodernisierung solle den „Charakter der Architektur“ nicht verändern. Dass IC nach der Sanierung allerdings eher wie das nagelneue ID aussieht und nicht wie die 60er-Jahre Blöcke, ist ihm anscheinend entgangen.
Ethischer Nachholbedarf?
Die ethische Ausrichtung der Uni ließ Weiler in seiner Rede unerwähnt. Auf die Frage der :bsz, wie er denn zu Tierversuchen und der Zivilklausel stehe, antwortete er weit weniger ausführlich als zu anderen Themen und eher pragmatisch als moralisch. Was Tierversuche anbelangt, gehe man „mit Vor- und Umsicht“ vor, „gesetzliche Rahmenbedingungen“ würden eingehalten. Die Zivilklausel sei „gut gemeint“, allerdings befinde man sich schnell in Grauzonen, wie etwa mit dem Studiengang IT-Sicherheit, dessen AbsolventInnen Berufsaussichten bei Geheimdiensten in Aussicht gestellt werden. Es gehöre zum Selbstverständnis einer Institution wie der Ruhr-Universität, „nicht für den Krieg“ zu „forschen“, sondern „zum Wohl der Gesellschaft“.
1 comments
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Weiler ist der Beste, den die Studierenden haben können
Ich habe in meiner 3 jährigen Amtszeit als studentischer Senator viel von Rektor Weiler erlebt. Ihm liegt meiner Erfahrung nach ernsthaft etwas an der Situation der RUB. Die Probleme die der Rektor, als auch das Rektorat bei der gewünschten Umsetzung haben liegt NICHT an Misswirtschaft, sondern hauptsächlich an Fehlvorgaben und Uneinigkeit der Landesregierungen in NRW. Die Universität kann sich leider immer nur wieder den Gegebenheiten anpassen.
Das Land sollte mal klare zeitlich Vorrausschauende Zielvorstellungen setzen, damit die Unis (Nicht nur die RUB) ist betroffen endlich mal konzeptionell arbeiten können, statt Flickenwirtschaft betreiben zu müssen.
Man muss klar sehen, dass Herr Weiler das Amt eigentlich nicht fortführen muss, sondern will. In seiner Position ist er natürlich gezwungen den Laden unter ein Dach zu bringen und kann sich nicht nur von seiner Persönlichen Meinung leiten lassen. Daher warscheinlich die etwas schwachen Aussagen zu politischen Themen.
Das Amt der RektorIn ist ein politisch unangenehmes und ein zugleich verwalterisch fügendes Pflaster. Beneiden kann man Herrn Weiler sicher nicht.
Für Studierende, die gute Ideen zur Gestaltung der Uni haben hatte er meiner Erfahrung nach immer zwei offene Ohren.