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Vor der Lektüre der Fachbücher stehen noch die Bewerbungen an.Das Abitur ist geschafft und es steht die Entscheidung an, welcher (Lebens-)Weg nun einzuschlagen ist. Fällt die Wahl auf ein Studium, gilt es, zahlreiche Bewerbungen zu schreiben. Für die Universitäten bedeutet dies einen enormen Aufwand. Tausende Bewerbungen kommen in digitaler oder klassischer Form ins Haus und es gilt abzuwägen, wie viele der BewerberInnen tatsächlich nach einer Zusage an die jeweilige Uni kommen werden. Die Folge: an zahlreichen Universitäten bleiben zum Teil bis zu dreißig Prozent der Studienplätze unbesetzt – trotz deutlich höherer BewerberInnenzahlen. Denn oft nehmen junge Menschen, die sich an mehreren Unis beworben haben, lieber die zweitbeste Lösung an, statt auf ein Nachrückverfahren im Wunschfach zu warten.

Verbesserung in zwei Schritten

Dieses Problem, das Universitätsverwaltungen und Studierende gleichermaßen beschäftigt, soll nun schrittweise gelöst werden. Erste Veränderungen bei der Bewerbung werden bereits zum Wintersemester 2009/2010 wirksam. So wird es neben einem bundesweit einheitlichen Bewerbungsschluss (15. Juli) auch einen einheitlichen Zeitraum geben, in dem die Zulassungs- und Ablehnungsbescheide verschickt werden (Mitte August). Zusätzlich wird im ersten Schritt eine neue Onlinebörse eingeführt. Anfang September werden die Studienplätze, die aufgrund der Mehrfachbewerbungen bisher unbesetzt blieben, online neu ausgeschrieben. Die Bewerbungen müssen jedoch auch hier direkt an die Hochschulen geschickt werden. Eine strukturelle Veränderung findet also nicht statt. Die Hochschulen können weiterhin nicht die Daten der BewerberInnen untereinander abgleichen und die Probleme aus dem ersten Bewerbungsanlauf bleiben unverändert bestehen. Das endgültige Modell der reformierten Studienplatzvergabe startet voraussichtlich erst im Wintersemester 2011/2012. Neben den Neuerungen, die bereits in diesem Jahr umgesetzt werden, kommt dann eine neue zentrale Stelle hinzu, die von verschiedenen Seiten (darunter die ZVS) bis dahin zu erarbeiten ist. Bewerbungen sollen ausschließlich online an die jeweiligen Hochschulen gerichtet werden. Diese leiten die Daten jedoch umgehend an die neue Agentur weiter. Bewirbt sich eine Abiturientin also zum Beispiel an vier Hochschulen, steht diese Information der zentralen Stelle zur Verfügung. Erhält die Bewerberin nun zwei Zusagen und entscheidet sich für eine der zwei Möglichkeiten, wird dies zentral registriert und die anderen Hochschulen informiert, dass diese Bewerberin für sie nicht mehr zu berücksichtigen ist.

Schwacher Kompromiss

Bedenkt man den Zeitraum von über zwei Jahren, den sich das Ministerium für die Durchführung der Pläne eingeräumt hat, wirkt die Lösung wenig überzeugend. Die Idee, Universitäten in punkto Bewerbungen zu vernetzen, wirkt banal und wenig originell. Einzelne Schwierigkeiten können so zwar behoben werden, die Problemfelder bleiben jedoch bestehen. Die Autonomie der einzelnen Hochschulen, die auch im Bericht des Bundesministeriums betont wird, geht weiterhin zu Lasten der Studierenden. Zwar ist davon auszugehen, dass zukünftig mehr Studienplätze effektiv vergeben werden, am bürokratischen Aufwand ändert sich jedoch wenig. Schließlich wissen gerade Studierende der Ruhr-Uni, dass die Einsetzung eines zentralen elektronischen Systems nicht unbedingt zur Verminderung von Bürokratie und Missverständnissen führt…

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